Georg's Blogworld

Schlipfkrapfen und Kaiserschmarrn

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Die Tourentage Extrem 2017 führten mich mit Dietmar, Klaus, Norbert und Tim von 25.-28.03.2017 ins Defereggental (Osttirol). Eigentlich hätte auch Matthias dabei sein sollen, aber der hatte es vorgezogen, sich kurz vor den Tourentagen beim Schifahren zu verletzen und von zuhause aus die Fotos auf unserem WhatsApp-Channel anzuschauen. Vom Wetter her waren es Tourentage, wie man sie sich besser kaum vorstellen kann. Vom Schnee her konnten wir froh sein, dass der Staller Sattel auf 2.000m Höhe liegt, denn das war eigentlich die Höhe, auf der es mit dem Schnee wirklich losging. Es war insgesamt wenig Schnee, aber ausreichend: Dietmars neue Schi hatten nie „Feindkontakt“. Für eine der Touren nutzen wir die Schipisten in St. Jakob: so war eine Abfahrt bis 1.400m möglich. Die meisten der Gipfel waren gehörig ausgeapert. Aber das tat der Qualität der Abfahrten keinen Abbruch: wir hatten fast durchwegs traumhaften Firn. Und noch eines muss ich zusammenfassend feststellen: Trotz der Bekanntehit des Tourengebiets (s. auch die fantastische interaktive Schitouren-Karte) waren wir eigentlich völlig allein unterwegs. Wir trafen an vier traumhaften Tourentagen gerade einmal fünf Tourengeher/innen. Was auch noch zur Qualität der Touren beitrug, waren die tollen Einkehrmöglichkeiten: die Alpe Stalle, die Oberseehütte und die Eggenalm boten alles, was das Bergsteigerherz nach einer schönen Tour begehrt. Dazu die kameradschaftliche Atmosphäre mit den Bergfexen: viel schöner können Tourentage nicht sein!

Sehr zufrieden waren wir auch mit unserer Unterkunft, dem Gasthof Hotel Edelweiß in St. Jakob (Info): Wir hatten eine Touren-Pauschale (Halbpension) mit tollem Frühstücksbuffet, Bergtee, Kuchen am Nachmittag und einem ausgezeichneten 5-gängigen Menü am Abend. Der Aufguss in der Sauna war ein fixer Bestandteil des Tagesablaufs!

Weitere Bilder von den Tourentagen gibt es (temporär) auf Dropbox. Wir sind natürlich auch schon auf den Film von Klaus gespannt, der seine neue 4k-Kamera getestet hat.

Tag 1: Innerrodelgungge, Feldscharte (25.03.2017)

Wir starteten aus Salzburg um 6:15 Uhr mit zwei Autos (Gruppe Nord über Lofer, Süd über Bischofshofen) und trafen uns in Mittersill zum (schon obligaten) Frühstück. Über den Felbertauern und Matrei war das Defereggental schnell erreicht und wir rüsteten uns um 9:15 Uhr am Parkplatz des Staller Sattels für die erste Tour. Dort war ziemlich viel los, denn am Hinterbergkofel (s. Tag 3) fand die „Oberseetrophy“ statt, ein Tourenrennen mit Aufstieg und Abfahrt. Davon wurden wir aber nur am Staller Sattel berührt, denn ich hatte eben wegen des Rennens die Innerrodelgungge (2.729m) ein Tal weiter östlich als erstes Tourenziel ausgewählt. Über das Zinsental stiegen wir unschwierig bis zum Rücken unter dem Gipfel auf. Dort entschied sich ein Teil der Gruppe für eine kleine Kraxlerei über den Grat, während ich mit den Schiern bis knapp unter den Gipfel gelangte. Wir konnten von dort aus gut das Treiben am Nachbargipfel im Westen beobachten: Die Rennläufer machten sich schon wieder an die Abfahrt. Nebenbemerkung: Man kann die Innerrodelgungge auch vom (westlichenren) Weißenbachtal (s. Tag 3) aus gehen, hat dort aber eine steilere Passage zu bewältigen.

Wir genossen die Jause. Susi hatte mir vier Ostereier mitgegeben: Es gab also an jedem der vier Tourentage ein buntes Osterei zur Jause. Es wartete eine fantastische Firnabfahrt auf uns. Dort, wo das Zinsental beim Aufstieg seinen Rechtsknick zur Innerrodelgungge macht, legten wir nochmal die Felle an und stiegen zur Feldscharte (2.643m) auf. Es hatte in der Zwischenzeit mehr Wolken, aber wir hatten nochmals traumhaften Firn. Zurück beim Auto nahm Norbert zu unserer großen Freude eine Kühlbox mit Bier aus dem Kofferraum. Wenig später checkten wir im Gasthof Edelweiß ein und stürzten uns aufs Kuchenbuffet.

Tag 2: Hochkreuz (26.03.2017)

Die Tour zum Hochkreuz (2.740m) startete nur wenige Kilometer vom Gasthof Edelweiß taleinwärts vom Weiler Mariahilf. Die ersten Meter führten mangels Schnee auf der Forststraße auf dem Sommerweg zur Alpe Stalle. Von dort war die Schneedecke schon annähernd durchgehend. Trotzdem mussten wir am Forstweg zur Hinteren Stalle immer wieder einmal abschnallen. Schließlich öffnete sich der große Kessel der Stalle Alm und das Herz der Schifahrers hatte Grund zur Vorfreude. Der Gipfel macht seinem Namen alle Ehre: das hohe Kreuz ist schon von weitem sichtbar. Man kann vom „Hochkreuz“ (wie es in Italien genannt wird)  auch relativ leicht zu den nördlichen Nachbargipfeln weitergehen: ob man ganz bis zum Kahorn kommt und von da aus abfahren könnte, weiß ich nicht.

Die Abfahrt war ein Genuß: Firn genau in der richtigen Hangneigung. Zu unserer Freude war die Alpe Stalle (1.740m) bei der Rückkehr geöffnetund wir ließen uns sofort auf der Terrasse der wohl für Schlittenfahren sehr beliebten Hütte nieder um die „gemischten Schlipfkrapfen“ (gebraten und gekocht mit Käse) auszuprobieren: das Extreme Relaxing hatte bereits begonnen, noch ehe wir wieder im Tal waren.

Tag 3: Hinterbergkofel, Rote Wand (27.03.2017)

Am Morgen lag eine Nebelschicht über dem Tal und wir waren neugierig, ob wir diese am Staller Sattel schon durchstoßen haben würden. Doch auch dort waren wir noch knapp unter der Nebelgrenze, obwohl der blaue Himmel darüber schon an einigen stellen durchblitzte. Ein lustiges erlebnis hatten wir am Parkplatz: Ein Auto mit Salzburger Kennzeichen stellte sich neben uns, und aus stiegen Irmi und Gerhard Haberl mit Freunden, die auch in St. Jakob ein paar Tourentage verbrachten. Sie wollten auf die Innerrodelgungge gehen (und haben das auch gemacht).

Der dritte Tag sollte der längste und schönste der Tourentage werden: Wir wollten zuerst vom Obersee über das Weißenbachtal auf den Hinterbergkofel und dann ins Agsttal abfahren, um nochmal zur Roten Wand aufzusteigen. Schon 50 Meter über dem Obersee war die Nebeldecke unter uns und wir stiegen durch das fantastische Weißenbachtal auf der Strecke der Oberseetrophy (siehe Tag 1) zur Scharte westlich des Hinterbergkofels (2.727m) auf. Die letzten Meter zum Gipfel ging es zu Fuß über den Grat: dann lagen die Dolomiten, die Hohen Tauern und die Riesenfernergruppe gleichzeitig in einem atemberaubenden Panorama vor uns. Weit weg im Westen (im Bild rechts der schneereiche Gipfel im Vordergrund) lockte die Rote Wand, unser nächstes Ziel.

Panorama vom Hinterbergkofel: vom Großglockner über die Dolomiten bis zur Roten Wand und der Riesenfernergruppe

Panorama vom Hinterbergkofel: vom Großglockner über die Dolomiten bis zur Roten Wand und der Riesenfernergruppe

Aber zuerst war noch ein etwa 30-35 Grad steile Westflanke ins Agsttal zu bewältigen: Es hatte schon ideal aufgefirnt und ich war auch ein wenig stolz auf Tim, der dieses technisch anspruchsvolle Stück bravourös meisterte: Für einen Schweden schon eine tolle Leistung, solch eine Steilabfahrt zu machen! Ab dem Plateau im Agsttal wartete eine einzige Genusstour: Kopiertes Gelände mit Platz zum Nebeneinandergehen und Ratschen wie auf einem Gletscher. Kurz vor der Scharte wurde es technisch nochmal anspruchsvoll, weil hart und steil. Vom Schidepot in der Scharte ging es über den kurzen Grat auf den höchsten – und einzigen italienischen – Gipfel der Tourentage, die Rote Wand (2.818m).

Wir hatten spekuliert, nach Italien ins Hintermontal abzufahren, aber der obere Teil sah doch etwas felsdurchsetzt aus, währen im Agsttal einfach nur Traumgelände wartete: da fiel die Wahl nicht schwer! Es war der reinste Firntraum. Wir konnten im unteren Bereich sogar einen Canyon durchfahren. Wenig später saßen wir auf der Sonnenterasse der Oberseehütte (2.016m), ließen den Blick über den zugefrorenen See und die umliegenden Berge schweifen und ließen uns das Bier schmecken. Zurück zum Parkplatz ging es im Skating-Stil über den gefrorenen See. Norbert hatte Pech: zuerst brach er im Eis auf die nächste Eisschicht durch, und später übersah er auf der Lanflaugloipe einen Stein und wurde kopfüber aus der Bindung katapultiert. Das hatte seine unmittelbare Abreise zur Folge 😉 Die war natürlich schon langerhand geplant: Norbert hatte am nächsten Tag Unterricht und musste nach der Tour noch nach Salzburg zurück.

Tag 4: Langschneid (28.03.2017)

Der letzte Tag führte uns am weitesten nach Osten auf die Langschneid: Wir nutzen unter Entrichtung eines astronomischen Beitrags (18 Euro!) die Gondel zur Mittelstation im Schigebiet von St. Jakob (das Stück bis zur Brugger Alm hätten wir auf der Piste gehen sollen). Von dort gingen wir auf einem wunderschönen Steig ins Tal und fuhren zur Brugger Alm ab. Es folgt ein etwas mühsamer Anstieg zur Ragötzlalm und von dort weiter durch ein breites Kar in die Ragötzl Lenke (2.492m): diese Scharte bildet den Übergang zur Jesacher Alm und zur Alpe Stalle (siehe Tag 2). Wir hatten aber noch die restlichen sonnigen Höhenmeter zum Gipfel der Langschneid (2.688m) vor uns. Von Gipfel hat man einen tollen Blick übers ganze Defereggental und ins Patschertal: St. Jakob lag sprichwörtlich zu unseren Füßen. Auch Venediger und Glockner waren gut zu sehen.

Die Abfahrt war wieder ein Firn-Traum. Tim allerdings erwischte in der Steilstufe unterhalb der Ragötzlalm nicht die optimale Route und musste mal die Schi abschnallen, weil er zwischen die Felsen geraten war. Wir trösteten uns mit einem Bier und einem hervorragenden Kaiserschmarrn auf der bewirtschafteten, auch von Sportlern aus dem Schigebiet besuchten Eggenalm. Von dort weg war die Kunstschneepiste ins Tal ein „Segen“.

Von der Talstation fuhren wir nochmal zum Edelweiß zurück, um im Wellnessbereich zu duschen (danke an Werner Unterkirchner für dieses Entgegenkommen!). Dann begann das große Schlichten in Dietmars Auto, aber wir schafften es erstaunlich leicht, dort alles unterzubringen. Mit einem Zwischenstopp in Matrei zum Speck-Einkaufen und der Rückreise nach Salzburg gingen die Tourentage Extrem zu Ende: In unseren Erinnerungen leben sie sicher noch lange fort!

Gipfelpanorama auf der Langschneid (Blick nach Norden)

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